· 

Vom Nehmen und Geben - von der Freiheit im Miteinander

Jetzt sind wir wieder ein paar Schritte weiter. Wir haben noch ein wundervolles Angebot meiner Schwester bekommen. Sie wollte uns für die 30 Tage ihr Auto zur Verfügung stellen. Das hat zu einer starken Auseinandersetzung mit dem Thema „Annehmen“ auf der einen Seite und auf der anderen Seite zu einem genauen Ausloten der Gesamtbedingungen und dessen, was am meisten Freiheit mit sich bringt, geführt.

 

Die Rührung über das Angebot war riesig! Für Bernd kam das Thema in den Raum, ob er so etwas überhaupt annehmen kann, da er sich als finanziell besser gestellt empfindet, als meine Schwester und es für ihn eh schon eine Herausforderung ist, die ganzen Übernachtungsangebote anzunehmen.

 

Für mich, als Mensch, der schon immer mit wenig Geld lebt, war das gar kein Thema. Da es sich ja um meine Schwester, also Familie, handelt erst recht nicht. Ich könnte mir, unabhängig von Bernd, eh keinen Mietwagen leisten.

 

Das Angebot führte uns auf schöne Weise in das Thema „Teilen“, in ein anderes Verständnis von Miteinander, was ja eh gerade im in vieler Munde ist und wie weit wir uns auf diesen Geist des Teilens überhaupt einlassen können, was an Vorstellungen, Hemmnissen dem, in uns, im Weg stehen. Sehr interessant. Bei Bernd zeigte sich, wie selbstverständlich er unterstützt und gibt und wie schwer es ihm aber fällt, von Menschen, die nicht seinem „Innerem Kreis“ angehören oder weniger haben, etwas anzunehmen. Für mich ist dieses Miteinander selbstverständlicher. Wir sind diesbezüglich auch ganz unterschiedlich groß geworden. Und ich bin, aufgrund meiner gewählten Lebensumstände, ein absolutes „Tauschkind“. Ich tausche aber auch meine Dankbarkeit, meine Freude, wenn ich z.B. abgelegte Sachen von Freunden bekomme. Ich finde, das sind nicht zu unterschätzende Handelsgüter. Und ich schenke genauso an andere weiter, auch an Menschen, die finanziell besser gestellt sind als ich, weil sie eben gerade etwas brauchen, was ich zu geben habe. Meine Tauschgüter sind seltener materieller Art, sondern öfter zwischenmenschlicher Natur.

 

Für meine Schwester war es ihre Art unsere Aktion, die sie toll findet, zu unterstützen und sie hätte es von Herzen gerne getan, auch wenn sie weiß, dass Bernd finanziell besser gestellt ist, als sie. Ihr ging es eben um das Miteinander, das Teilen und Unterstützen der Idee.

 

Letztlich haben wir uns aus ganz ganz anderen Gründen gegen Utes Auto entschieden. Es klingt vielleicht krass, aber bei dem Mietwagen haben wir weniger Verantwortung. Wenn der kaputt gehen sollte, wir in einen Unfall geraten, bekommen wir einfach einen neuen. Wenn uns das mit Utes Auto passiert, hat sie im schlimmsten Falle kein Auto mehr und wir auch nicht.

Es war einfach ein Abwägen aller Kriterien und bei einem Mietwagen, entsteht durch den sorgloseren Umgang „freie Energie“, die wir lieber in unser Projekt fließen lassen möchten.

Deswegen bleibt es beim Mietwagen – auch wenn das Angebot von Ute in vielerlei Hinsicht toll und sehr hilfreich war. Ihr Geschenk hat auf ganz andere Weise gefruchtet. Vielen Dank dafür, große Schwester!

 

Und als nächstes haben wir uns entschieden, nicht wirklich zu planen. Wir wollen mit dem gehen können, was da ist und was sich aus dem Moment ergibt und uns nicht durch eine feste Planung der Möglichkeiten des Moments berauben. Wir wollen uns vom Leben führen lassen.

Nächste Woche geht die Mail mit diesem Entschluss an unsere UnterstützerInnen raus und wir sind gespannt, wieviele UnterstützerInnen einfach mehr Planungssicherheit brauchen und deswegen ihr Angebot zurückziehen. Wir wollen mit Sicherheit niemand unter Stress setzen und freuen uns über Ehrlichkeit an diesem Punkt.

 

Bernd hat eine Google-Karte aufgetan, auf der wir jetzt schon mal all unserer Übernachtungsangebote markieren konnten und so auch nach aussen transparent machen können. Und ich spiele gerade damit einen eigenen Verteiler zu designen für unsere UnterstützerInnen und damit einen eigenen Blog für unsere Reise einzurichten. Ideen sprudeln – natürlich erstmal was das Design anbelangt (die Künstlerin in mir schlägt Purzelbäume – die Realistin weiß, dass nur eine ganz reduzierte Form realistisch ist) Aber es macht Spaß Ideen zu spinnen!

 

Ist das alles aufregend!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0